Eine Geldbörse liegt in einem kleinen Einkaufswagen. Dahinter sind verschiedene Produkte zu sehen.
Der starke Anstieg der Lebenshaltungskosten belastet die Österreicher weiter und wirkt sich laut dem Marktforschungsunternehmen YouGov auf ihr Einkaufsverhalten aus. Die Mehrheit der Konsumenten sei beim Einkaufen sparsamer geworden und greife öfter zu günstigeren Eigenmarken.
IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Wien – Die gestiegene Inflation und die hohen Energiepreise haben Spuren in den Geldbörsen von Herr und Frau Österreicher hinterlassen. Das wirkt sich freilich auf ihr Kaufverhalten aus. Die Mehrheit der Konsumenten ist beim Einkaufen sparsamer geworden, kauft nur noch das Notwendigste und greift verstärkt zu günstigeren Eigenmarken. Zu diesen Ergebnissen kommt eine der größten Konsumentenstudien Europas, die halbjährlich von Consumer Panel Services GfK – ein Unternehmen von YouGov – durchgeführt wird. An der Umfrage nahmen rund 15.000 Konsumenten aus 21 Ländern teil, darunter auch 746 aus Österreich.

"Durch den Inflationsdruck und die steigenden Lebenserhaltungskosten geben die Österreicher weniger Geld aus und sind beim Einkaufen bedachter und sparsamer geworden", sagt Hannah Kehl, Insights Director bei Consumer Panel Services GfK. Rund ein Drittel (29 Prozent) der befragten Konsumenten habe mit finanziellen Engpässen zu kämpfen. "Diese Zahlen sind alarmierend", sagt Kehl. Das ist der zweithöchste Wert seit dem rasanten Anstieg der Inflation vor rund zwei Jahren im Frühjahr 2022.

Unter dem EU-Schnitt

Mit diesem Ergebnis geht es den Österreichern im Vergleich noch recht gut. Denn im EU-Schnitt sind es 35 Prozent der Haushalte, die sich aktuell in einer schwierigen finanziellen Lage befinden. Besonders betroffen sind Länder wie Spanien (51 Prozent), Ungarn (50 Prozent) und Serbien (49 Prozent), wo rund jeder zweite Haushalt mit Geldknappheit zu kämpfen hat. Aber auch in Ländern wie Italien und Kroatien liegt der Prozentsatz mit jeweils 45 Prozent deutlich über dem EU-Schnitt. Am wenigsten von finanziellen Engpässen betroffen sind die Konsumenten in Tschechien (21 Prozent) und den Niederlanden (21 Prozent). Auch Deutschland liegt mit 26 Prozent unter dem EU-Schnitt, gefolgt von der Slowakei (28 Prozent), Dänemark (29 Prozent) und Österreich (29 Prozent).

Aufgrund der inflationsbedingten finanziellen Engpässe sind österreichische Konsumenten sparsam beim Einkaufen: Rund zwei Drittel geben aktuell weniger Geld beim Einkaufen des täglichen Bedarfs aus (66 Prozent) und kaufrn nur noch das Notwendigste (69 Prozent). Das sind etwas mehr als im EU-Schnitt mit jeweils 62 Prozent und 61 Prozent. Neben Frankreich (68 Prozent) und Belgien (67 Prozent) sind die Konsumenten in Österreich im EU-Vergleich somit sogar am sparsamsten beim Einkaufen.

Im Vergleich dazu geben hingegen in Spanien nur noch rund die Hälfte der Konsumenten (51 Prozent) weniger Geld beim Einkaufen aus. Auch die Kaufkriterien und das Preisbewusstsein der Österreicher haben sich stark geändert. Rund zwei Drittel (64 Prozent) der Österreicher geben an, nun mehr auf den Preis zu achten als auf die Qualität von Produkten. Das deckt sich mit allen anderen EU-Ländern, wohingegen dänische Konsumenten mit 74 Prozent am preisbewusstesten sind. Der EU-Schnitt liegt hier bei 67 Prozent. Aufgrund des höheren Preisbewusstseins nutzt die Mehrheit der Österreicher (82 Prozent) – wie auch die Einwohner in allen anderen EU-Ländern (im Schnitt 81 Prozent) – nun auch verstärkt Rabattaktionen. Wenig überraschend greift deshalb auch rund ein Drittel (66 Prozent) der Österreicher beim Einkaufen eher zu Eigenmarken statt zu Markenprodukten. Im EU-Schnitt tun dies lediglich 57 Prozent – die Briten, Kroaten und Rumänen greifen mit 42 Prozent am wenigsten zu Eigenmarken.

Angst vor weiterer Teuerung

In Österreich ist wie auch in allen anderen EU-Ländern die Sorge vor weiteren Preissteigerungen groß. Obwohl sich dieser Wert seit Beginn der Krise von 46 Prozent auf 38 Prozent verbessert hat, befürchten rund ein Drittel (38 Prozent) der Österreicher immer noch, dass die Preise von alltäglichen Produkten weiter steigen werden und sich dies auch auf ihr Einkaufsverhalten auswirken werde. Bei Outdoor-Freizeitaktivitäten ist es sogar rund die Hälfte (53 Prozent) der Österreicher – das sind um 17 Prozent mehr als noch im Frühjahr 2022 (36 Prozent).

In Österreich ist die Inflation nach wie vor hoch. Im März lag die Teuerung bei 4,1 Prozent und war gleich hoch wie im Februar. Damit bleibt Österreich im EU-Vergleich Spitzenreiter bei der Teuerung. In Deutschland verringerte sich die Inflation im März auf nur noch 2,2 Prozent. Dazu beigetragen haben vor allem Lebensmittel, die in unserem Nachbarland erstmals seit neun Jahren auf Jahressicht tatsächlich etwas günstiger geworden sind – im Vergleich zum März 2023 um 0,7 Prozent. In der Eurozone lag die Inflation zuletzt bei 2,4 Prozent. Die Europäische Zentralbank sieht die Teuerung bei einem Wert von zwei Prozent als ausgeglichen an. Davon ist die Eurozone allerdings noch etwas entfernt. (Bettina Pfluger, 23.4.2024)