Österreichs Politikerinnen und Politiker, vielfach aus der Regierungspartei ÖVP, streichen in ihren Wortspenden gern die "Fleißigen" heraus. Jene Menschen, "die morgens aufstehen und zur Arbeit gehen". Doch gegen die Wohnungsnot etlicher dieser braven Bürgerinnen und Bürger haben sie zu wenig unternommen – wie sich jetzt anhand der Salzburger Wohnbedarfserhebung zeigt.

Vielfach bleibt die Wohnungssuche wegen der unleistbar hohen Mieten ohne Erfolg.
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Dort ist 2023 jeder dritte wohnungslose Mensch einer unselbstständigen Arbeit nachgegangen: Er oder sie war berufstätig, aber konnte sich mit dem Gehalt keine eigene Bleibe leisten. Betroffen waren – und sind wohl weiter – mehrere Tausend Personen: Männer, die nach Feierabend in die Notunterkunft gehen, Frauen, die in kaputten Beziehungen leben, und junge Erwachsene, die weiter bei Mama und Papa bleiben müssen, um nicht auf der Straße zu stehen.

Mietpreisbremse kam zu spät

Grund dieser Verwerfungen ist, dass die Mieten im Vergleich zu den Löhnen viel zu hoch sind, vor allem im Westen Österreichs, aber auch weiter östlich. Mehrere Bundesregierungen haben diesem zunehmenden Auseinanderklaffen großteils tatenlos zugeschaut, und Türkis-Grün hat nach dem Inflationsschub erst stark verzögert mit einer Mietpreisbremse reagiert.

Das ist ein massives politisches Versäumnis und ein Alarmsignal, eines, das der in wohnungspolitischen Fragen starken KPÖ nicht zufällig Stimmen bringt – und vielleicht auch der SPÖ unter Andreas Babler bringen wird. Und zwar zu Recht: Dass Arbeit genug Einkommen bringen muss, um wohnen zu können, sollte außer Streit stehen. (Irene Brickner, 4.5.2024)