In Swasiland leben viele Menschen in ländlichen Regionen, der Weg zur nächsten Krankenstation ist oft lange, beschwerlich und kann einen ganzen Monatslohn kosten.

Foto: Jonathan Heyer/MSF

HIV positive Menschen wie Bonsile beraten in Swasiland Patienten in abgelegenen Gemeinden.

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Ärzte ohne Grenzen hat im Jahr 2009 mehr als 8.000 HIV-Patienten in dem Land mit rund 1,1 Millionen Einwohnern behandelt.

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Die große Anzahl sogenannter Ko-Infektionen (HIV/AIDS und Tuberkulose) beeinträchtigt das Land massiv.

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Das afrikanische Königreich Swasiland ist derzeit der Staat mit der welweit höchsten HIV/Aids-Rate und hat damit Botswana überholt. Das Land liegt eingebettet zwischen Südafrika und Mosambik und ist mit rund 17.000 Quadratkilometern etwas größer als die Steiermark. Von den rund 1,1 Millionen Einwohnern sind mehr als 170.000 Menschen mit HIV infiziert, pro Jahr fordert die Immunschwäche  9.000 Todesopfer. Einer von vier Erwachsenen ist HIV positiv, mehr als 40 Prozent aller schwangeren Frauen sind betroffen.

Nachbarschaft zu Südafrika

Die Gründe für die hohe Verbreitung von HIV liegen unter anderem in der unmittelbaren Nachbarschaft zu Südafrika - ein Land, das mit mehr als 5,7 Millionen Erkrankten eine der höchsten HIV/Aids-Raten der Welt hat. "Der HIV-Virus kennt keine Grenze, die Bevölkerungsbewegung hat auch Swasiland nicht vor der Ausbreitung der Epidemie verschont", erklärt der Franzose Aymeric Peguillan, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Swasiland gegenüber derStandard.at. Ein weiterer Grund liegt in der langsamen Reaktion der Regierung. Ein Missstand, der sich in den vergangenen Jahren gebessert hat.

Prävention in den Gemeinden

Ärzte ohne Grenzen begann vor zweieinhalb Jahren, sich der Aids-Problematik in Swasiland anzunehmen. Heute arbeitet die Organisation mit dem örtlichen Gesundheitsministerium zusammen und unterstützt ein Krankenhaus, zwei Gesundheitszentren sowie 18 Kliniken in der ländlichen Region Shiselweni im Süden des Landes. Im vergangenen Jahr wurden in diesen Einrichtungen mehr als 8.000 HIV-positive Patienten behandelt. "Wir machen hier auch Präventionsarbeit in den Gemeinden, einerseits um über die Übertragsungswege zu informieren, andererseits um gegen die Stigmatisierung von HIV-positiven Menschen anzugehen", so Peguillan.

Ko-Infektion Tuberkulose-HIV

Die Situation in Swasiland verschärft sich dadurch, dass 83 Prozent aller Tuberkulose-Patienten (TBC) mit HIV ko-infiziert sind. "Tuberkulose ist die Haupttodesursache unter HIV-positiven Menschen, weil der Virus das Immunsystem so weit schwächt, dass die Tuberkulose tödlich ist", sagt Peguillan. Infolge dieser Doppel-Epidemie von HIV und TBC ist die Lebenserwartung unter 32 Jahre gesunken. Die Diagnose von Tuberkulose ist durch die Koinfektion schwieriger, die Nebenwirkungen der Medikamente sind stärker. Ärzte ohne Grenzen begann daher im Jahr 2008, beide Krankheitsbilder gleichzeitig zu bekämpfen. Jeder Patient mit der Diagnose HIV wird heute auch für Tuberkulose getestet und umgekehrt.

Große Entfernungen zu den Kliniken

Medikamente gegen HIV und Tuberkulose sind in Swasiland dank den Bemühungen der Regierung und der finanziellen Unterstützung des Global Fund kostenlos. "Das heißt aber nicht, dass die Behandlung an sich billig ist", erklärt Peguillan. Gerade in ländlichen Regionen wie Shiselweni liegt die Herausforderung in den großen Distanzen. "Die Patienten leben auf Höfen abseits der Städte, viele von ihnen brauchen Stunden um in Krankenstationen oder Spitäler zu gelangen, die Anreise kostet sie einen ganzen Monatslohn." Oft sind aber mehrere Arztbesuche notwendig, daher versucht die Organisastion, mit der Behandlung so nah wie möglich an den Patienten zu kommen, unterstützt die Anreise finanziell oder setzt Helfer direkt in den Gemeinden ein.

Zu wenig Ärzte

Eine weitere Herausforderung ist die Tatsache, dass Swasiland sehr wenige Ärzte und keine Hochschule zur Ausbildung von Ärzten und Krankenpflegepersonal hat. "Die jährliche Anzahl von neuen Kranenkschwestern entspricht bei weitem nicht dem Bedarf im Gesundheitswesen", sagt Peguillan. Daher kommen viele Ärzte und Krankenschwestern aus den benachbarten Ländern. "Aber genrell ist es schwierig, medizinisches Personal zu überzeugen, in einsamen Gegenden mit kleinen Krankenstationen ohne Unterkunftsmöglichkeit zu arbeiten." Um trotzdem möglichst vielen Menschen eine HIV-Behandlung zu ermöglichen, übernehmen Krankenschwestern zum Teil auch die Aufgaben von Ärzten. (Maria Kapeller, derStandard.at)